Am Ortseingang von Naturns im Meraner Land liegt ganz versteckt in den Apfelwiesen das kleine Sankt-Prokulus-Kirchlein. Von außen unscheinbar, ist St. Prokulus in Wirklichkeit ein historisches Juwel, denn im Inneren der Kirche finden sich die ältesten Wandmalereien, die es im gesamten deutschsprachigen Siedlungsraum zu finden gibt.
Von der karolingischen Kunst noch unbeeinflusst, treffen hier zwischen dem 7.und 8. Jh. n.Chr. volkstümlich christliche Vorstellungen der römischen Antike mit einem nordisch inspirierten Naturalismus zusammen. Die einzigartigen Wandmalereien lassen aber auch keltische Einflüsse erkennen.
Die Malereien
Zwei für die römisch-antike Kunst typische Mäanderbänder schlängeln sich um die Darstellung eines Heiligen, der auf einem Seil wie auf einer Schaukel sitzt. Der so genannte „Schaukler“ verkörpert nach heutigem Stand der Forschung den Heiligen Prokulus von Verona, welcher dort Mitte des 4. Jh. n.Chr. Bischof war und auf Betreiben des heidnischen Stadthalters fliehen musste.
Neben den erwähnten Malereien finden sich an der Ostwand auch Fresken und Ornamente aus dem Hochmittelalter.
Das Museum
Es wurde 2006 eröffnet. Das Museum konzentriert sich auf vier Raum-Zeit-Stationen: Spätantike, Frühmittelalter, Gotik und Pestzeit. Neben zahlreichen Exponaten – darunter original rekonstruierte Teile eines Pestfriedhofs, aber auch abgetragene Fresken aus der Prokulus-Kirche – werden die fernen Epochen auch über informative Videoprojektionen veranschaulicht.
St. Prokulus-Kirche und Museum
Mit den älteste Fresken im deutschsprachigen Raum.